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Silvio Gesell und Bachofen

Meine Generation ist auch wegen hirnrissigen Auseinandersetzungen zur Null-Bock-/Punk-Generation geworden. Bei so manchenm fehlen grundlegende Kenntnisse der Geschichte des 19./20. Jhdts. Vor allem über die verschiedenen Formen der Kritik am Kapitalismus,  Industrialisierung und der entstehenden modernen Gesellschaftsform.

Was heute reaktionär erscheint, war damals emanzipatorisch!  Bei Gesell hat er ja sogar den ausgesprochen emanzipatorischen Aspekt, in Liebesdingen von der ewigen Geldabhängkeit weg zu kommen. Die Schrift Bachofens über das Mutterrecht, gab dazu Impulse. Ein Otto Groß erkannte in der ökonomischen Abhängigkeit die Unterdrückung der Frau – heute Allgemeingut, aber vor 100 Jahren revolutionär. Zudem  propagierte er die freie Liebe, eigentlich undenkbar im Wilhelminischen  Kaiserreich. Die Reventlow wurde vom Kosmikerkreis als Hetäre betrachtet; den Frauen wurden mit neuheidnischen Ansätzen eine eigenständige Erotik zugestanden. Ich finde, das Werk Gsells, wie auch anderer, muss im Kontext gelesen  werden. Aber das lernt man eigentlich an jeder Uni und nennt sich wissenschaftliches Arbeiten.

Einer der engsten Mitarbeiter Gesells war der Ernährungsreformer Gustav Simons. Simons war Mitglied des „Ordens des Neuen Tempels“ von Lanz von Liebenfels. Das Problem mit mit dieser Behauptung wird einiges unterschlagen: Der andere enge Mitarbeiter Gesells war Georg Blumenthal über den die Verbindung zu Gustav Landauer lief, die zu Gesells Teilnahme an der bayerischen Räterepublik führte, zu der auch Ernst Toller und Erich Mühsam gehörten. Landauer wird beim Scheitern des Unternehmens von Freikorps gefangen und ermordet.
Mühsam würdigte 1930 im „Fanal“ Gesell nach seinem Tod.  Mühsam wird 1934 in einem KZ totgeschlagen.

„Daß diese Räteregierung mich als Finanzmann erwählte, war für mich ein Beweis, daß es sich nicht oder noch nicht um Bolschewismus oder Kommunismus handelte .. Denn eine Teilung des Volkes in hohe, mittlere und niedre Schichten bedeutet völkischen Verfall. Völkisches Empfinden duldet keine Zinsknechtung anderer oder gar die Beteiligung daran. Wer noch etwas rassisches, völkisches Empfinden verspürt, der gehe in sich, tue Buße; der gestehe, daß er und seine Ahnen Verrat begingen am eigenen Volk, am eigenen Blut. .. Irgend ein Verrat an Parteibestrebungen lag hier nicht vor. Niekisch und Landauer, die meine Wahl vorgeschlagen, wußten, was sie taten, wußten, daß ich keine Puppe bin. Sie kannten meine Ziele, die den Kapitalismus, die Zinsknechtschaft bekämpfen, aber eben so sehr den Kommunismus, die Gemeinwirtschaft“, soll Gesell in seiner Münchner Rede gesagt haben.

Wo gäbe es dafür seriöse Quellen (Primärquellen) für diese Behauptungen?

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